24. Juni 2025 | 10 min Lesezeit

EU ETS 2: Alles, was Unternehmen jetzt wissen müssen

Das EU ETS 2 ist die neueste Novelle für das europäische CO₂-Handelssystem. Ab 2027 wird es insbesondere in den Sektoren Verkehr und Gebäude einiges bewegen. In diesem Beitrag klären wir die wichtigsten Fragen: Was bedeutet der Emissionshandel? Wie können sich Unternehmen vorbereiten und welche Folgen hat er? Außerdem bündeln wir diverse, oft gestellte Fragen in einem FAQ und geben den Fuhrparkmanagern und Nachhaltigkeitsmanagern in Unternehmen ein paar Tipps an die Hand, wie sie bereits jetzt reagieren können.

Inhaltsverzeichnis

Warum das EU ETS 2 Unternehmen betrifft

Das neue Emissionshandelssystem der EU – kurz EU ETS 2 – wird ab 2027 spürbare Auswirkungen auf viele Unternehmen haben. Denn das neue Handelssystem greift in neue Bereiche ein, die bisher noch keine Beachtung in der CO₂-Bepreisung hatten: Verkehr und Gebäude.

Das heißt konkret: Unternehmen, die fossile Brennstoffe wie Diesel, Benzin oder Heizöl in ihrer Mobilität oder in ihren Geschäftsgebäuden einsetzen, müssen künftig für den CO₂-Ausstoß Zertifikate erwerben. Diese Zertifikate können, je nach Prognose, stark im Preis schwanken.

Was ist das EU ETS 2?

Das EU ETS 2 ist die zweite Stufe des in der EU ausgebauten Emissionshandels. Während das bisherige System, das EU ETS 1, die Industrie, Energieversorgung und Luftfahrt betroffen hat, greift die zweite Stufe nun speziell Emissionen aus dem Straßenverkehr und der Gebäudenutzung auf.

Das Ziel des Emissionshandels ist, die Emissionen in diesen Bereichen spürbar zu reduzieren. Außerdem sollen durch die CO₂-Zertifakte und deren Erlös Investitonen in nachhaltige und saubere Technologien gefördert werden, die sonst nur geringe Investitionsbereitschaft genießen dürften.

Das gilt ab 2027:

  • Es werden CO₂-Zertifikate benötigt, wenn Brennstoffe im Verkehr und in Gebäuden verbraucht werden.Die Kosten für die Zertifikate landen am Ende bei allen, die fossile Brennstoffe nutzen. Es betrifft also auch Unternehmen, die heizen, produzieren oder Fahrzeuge betreiben.

    • Die Kosten für die Zertifikate landen am Ende bei allen, die fossile Brennstoffe nutzen. Es betrifft also auch Unternehmen, die heizen, produzieren oder Fahrzeuge betreiben.
    • Dadurch werden es auch Unternehmen zu spüren bekommen, die Dienstwagen, LKWs oder Fuhrparks betreiben. Sie müssen sich auf steigende Spritkosten einstellen.
    • Am stärksten wird es die Unternehmen treffen, die besonders viel fossile Energie verbrauchen. Dazu gehören meist Unternehmen mit großen, fossilen beheizten Gebäudeflächen, besonders energieintensive Betriebe oder Branchen, die kaum auf erneuerbare Energien umstellen können.
  • Damit sich die Wirtschaft kontinuierlich hin zu einer nachhaltigen, emissionsarmen Wirtschaft bewegt, wird die EU-weite CO₂-Zertifikatsmenge begrenzt. Außerdem wird sie jährlich reduziert. Das bedeutet für Unternehmen: Wer später viel CO₂ verursacht, zahlt mehr.

  • Diese Zertifikatsmenge bedeutet für Unternehmen, das sich der Preis aus dem Angebot an Zertifikaten und der Nachfrage bei den Nutzenden ergibt. Dadurch kann, je länger eine große Menge an Zertifikaten benötigt werden, die finanziellen Kosten stark steigen.

  • Den Handel kontrollieren kontrollieren in Deutschland die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt. Auf EU-Ebene ist die Europäische Kommission und die Europäische Wertpapier- undMarktaufsichtsbehörde (ESMA) für dem Handel verantwortlich.

  • Um zu verhindern, dass die Kosten für CO₂-Zertifikate plötzlich stark steigen, gibt es einen Stabilisierungsmechanismus: Der Preis für eine Tonne CO₂ soll durch die Vergabe von zusätzlichen Zertifikaten bei Engpässen den Preis in einem Rahmen von anfänglichen 45 bis 85 Euro begrenzen.

Experten erwarten, dass der Preis für CO₂-Zertifikate in den ersten Jahren meist zwischen 50 und 100 Euro liegt, langfristig könnten aber auch deutlich höhere Preise von bis zu 160 oder sogar 340 Euro pro Tonne möglich sein – je nachdem, wie viele Zertifikate gebraucht werden und wie schnell Unternehmen auf klimafreundliche Lösungen umsteigen.

Diese Auswirkungen hat das EU ETS 2 auf Unternehmen und Verbraucher:innen

Bei den Kosten gilt es, die einzelnen Kostenpunkte genauer zu betrachten.

Zwar wird die Einführung des Emissionshandels, besonders in der zweiten Stufe, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und  diversen Instituten aus Wirtschaft und Klima begrüßt.

Trotzdem wird die Einführung einige Folgen für Unternehmen und Verbraucher:innen haben. Viele davon sind aber gut prognostizierbar. Hier eine Übersicht der wichtigsten Auswirkungen:

Die Energiekosten werden ansteigen

Mit der Einführung der CO₂-Zertifikate werden fossile Brennstoffe, wie Diesel und Heizöl, deutlich teurer. Diese Prognosen sind sehr unterschiedlich und hängen stark von dem Preis für CO2-Zertifikate ab und wie sich dieser im Laufe der Jahre entwickelt:

CO₂-Preis pro TonneAufschlag pro Liter DieselAufschlag pro Liter Heizöl
55 € (Preis in 2025)ca. 15 Centca. 17 Cent
65 €ca. 18 Centca. 20 Cent
85 €ca. 23 Centca. 26 Cent
85 €ca. 27 Centca 32 Cent

Diese Kostensteigerungen wirken sich unter anderem auf die Preise von Transport und Immobilienbetrieb aus. Wenn die Dieselpreise wie hochgerechnet in diesem Maße steigen, sind insbesondere Logistikunternehmen stark davon betroffen.

Ein Preisdeckel sorgt für Stabilität

Damit die Kosten für CO₂-Zertifikate nicht völlig durch die Decke gehen, hat die EU einen Preisdeckel eingebaut – quasi wie eine Schranke im Preissystem.

Für die ersten Jahre nach Einführung gilt: Eine Tonne CO₂ darf nicht günstiger als 55 Euro und nicht teurer als 65 Euro werden. Steigt die Nachfrage und der Preis will nach oben ausbrechen, greift die Schranke bei 65 Euro und stoppt den Anstieg. Fällt der Preis zu stark, bremst die untere Grenze bei 55 Euro ab.

Damit wird der Maximalpreis für CO₂-Zertifikate durch diesen Mechanismus verbessert. Unternehmen sind jedoch dadurch nicht aus der Pflicht genommen, langfristig auf emissionsarme Alternativen umzusteigen.

Die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen wird zunehmen

Durch die steigenden Energiekosten werden Unternehmen stärker auf E-Fahrzeuge und energieeffiziente Gebäudetechnologien setzen, um die Kosten durch das ETS 2 zu verringern und die allgemeine CO₂-Bilanz zu verbessern.

In der betrieblichen Mobilität bedeutet das: Besonders bei Dienstwagenflotten werden die Verantwortlichen auf E-Mobilität umsteigen müssen. Mehr dazu im Part “Tipps und Tricks”weiter unten im Beitrag.

Tipps und Tricks, wie Unternehmen ihre betriebliche Mobilität vorbereiten können

Weniger Dienstwagen, mehr ÖPNV und Fahrrad

Für Unternehmen lohnt es sich in Zukunft, auf ein vielfältiges Mobilitätsangebot zu setzen. Dafür lohnt es sich, den Dienstwagen und die Flotte genauer auf den Nutzen und Gebrauch zu checken.

In vielen Fällen lohnt sich dann, lieber auf flexible und nachhaltige Lösungen zu setzen. Unternehmen, die Bahn, ÖPNV, E-Bike oder Sharing-Dienste statt dem starren Dienstwagen-Privileg zu integrieren, schaffen ein modernes Mobilitätskonzept, das wirkt und sich auch durch niedrigere Kosten im Emissionshandel auszahlt.

Die bestehende Dienstwagenflotte analysieren und CO₂-Grenzen definieren

Regelmäßige Flottenanalysen schaffen Klarheit: Wie viele Fahrzeuge werden tatsächlich benötigt? Welche CO₂-Werte sind vertretbar und wie werden sich unsere Unternehmensemissionen im Fuhrpark auf die Kosten durch Zertifikate auswirken?

Viele Unternehmen arbeiten zudem mit einem CO₂-Grenzwerten – zum Beispiel maximal 120 g/km. Dadurch können Fuhrparkmanager die bestehende Flotte und neue Fahrzeuge besser administieren und haben klare Richtlinien.

Die Elektrifizierung vorantreiben – inklusive Ladeinfrastruktur

Regelmäßige Flottenanalysen schaffen Klarheit: Wie viele Fahrzeuge werden tatsächlich benötigt? Welche CO₂-Werte sind vertretbar und wie werden sich unsere Unternehmensemissionen im Fuhrpark auf die Kosten durch Zertifikate auswirken?

Viele Unternehmen arbeiten zudem mit einem CO₂-Grenzwerten – zum Beispiel maximal 120 g/km. Dadurch können Fuhrparkmanager die bestehende Flotte und neue Fahrzeuge besser administieren und haben klare Richtlinien.

Gleichzeitig sollten die Verantwortlichen auch gleich Ladepunkte an den Unternehmensstandorten mitdenken. So wird es Mitarbeitenden möglich, die E-Dienstwagen und privaten E-Fahrzeuge für den Arbeitsweg zu nutzen.

Mobilitätsbudget statt Dienstwagen und Tankkosten

Ein flexibles Mobilitätsbudget – zum Beispiel über MOBIKO – schafft echte Wahlfreiheit: Mitarbeitende können selbst entscheiden, welches Verkehrsmittel sie wann nutzen.

Ob ÖPNV, Fahrrad, Carsharing oder E-Scooter oder ein Auto-Abo– das Budget passt sich den individuellen Bedürfnissen an. Das ermöglicht Unternehmen, ihre Dienstwagenflotte langfristig zu reduzieren. Außerdem bietet es Mitarbeitenden eine Lösung ermöglicht es, verschiedene Mobilitätsformen je nach Bedarf zu kombinieren.

Mehr dazu gibt es auf unserer Seite Alternative zum Dienstwagen zu lesen.

Verbrauchsdaten analysieren

Tankkartenabrechnungen und Nutzungsverhalten der unternehmenseigenen fossilen Fahrzeuge kann außerdem weitere Einblicke bringen. Dadurch können Unternehmen schnell ineffiziente Nutzung oder Bereiche, in denen besonders viel Kraftstoff verbraucht wird, ausmachen und gegensteuern.

Das Mobilitätsverhalten positiv beeinflussen: Anreize & Gamification

Ein spielerischer Ansatz kann oftmals auch viel bringen, um das Mobilitätsverhalten der Mitarbeitenden zum positiven zu bewegen. Hier ist viel möglich: Challenges wie „Wer sammelt die meisten ÖPNV-Kilometer im Monat?“ oder „Welche Abteilung bildet die meisten Fahrgemeinschaften?“ machen nachhaltige Mobilität zum gemeinsamen Ziel.

Noch wirkungsvoller werden die Maßnahmen, wenn sie mit attraktiven Belohnungen verknüpft sind: Beispielsweise können die Mitarbeitenden, die nachhaltig unterwegs sind auf dem Arbeitsweg mit finanziellen Vergütungen belohnt werden. Auch hier bietet das Mobilitätsbudget einen spürbaren Hebel, den Unternehmen nutzen können: Durch die Versteuerung der Mobilitätstypen, die ein/e Mitarbeitende im Budget nutzt, wird mehr vom Budget ausgezahlt. So sind beispielsweise grüne, nachhaltige Verkehrsmittel wie der ÖPNV von lohn- und sozialabgaben ausgenommen. Das führt dazu, das Mitarbeitende, die grün fahren mehr von ihrem Mobilitätsbudget auf dem Gehaltszettel spüren.

Eine echten Win-win-Situation für Unternehmen und Belegschaft also.

Parkplätze und Parkräume neu priorisieren

Auch bei Parkplätzen und Parkraummanagement können Verantwortliche etwas für die nachhaltige Nutzung tun. Unternehmen können darüber beispielsweise spezielle Parkplätze für E-Fahrzeuge mit Lademöglichkeit reservieren oder sichere Fahrradabstellplätze schaffen.

Das signalisiert Wertschätzung für klimafreundliche Mobilität und macht den Umstieg auf nachhaltige Alternativen noch attraktiver.

Fazit

Das EU ETS 2 wird die betriebliche Mobilität spürbar verändern und stellt Unternehmen vor neue Aufgaben. Wie genau sich die Auswirkungen zeigen und welche Lösungen sich bewähren, bleibt in vielen Punkten noch abzuwarten. Klar ist: Wer sich frühzeitig mit den neuen Rahmenbedingungen auseinandersetzt, bleibt handlungsfähig.

Autor

Jonas von MOBIKO

Jonas Breit

Content Marketing Manager bei MOBIKO

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